Görlitz wird Wegbereiter für die Wasserstoffwirtschaft
Die Entwicklung zukunftsfähiger und nachhaltiger Wasserstofftechnologien ist entscheidend für das Gelingen der Energiewende. Denn mit Wasserstoff werden Mobilität, Industrie oder Wärmeerzeugung CO2-neutral – und er ermöglicht die Verbindung der Energiekreisläufe dieser Sektoren. Das Fraunhofer Hydrogen Lab auf dem Innovationscampus Görlitz (HLG) stellt dafür künftig eine einzigartige Forschungsinfrastruktur bereit und bündelt die Kompetenzen des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU und des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS. Heute hat das HLG den Förderbescheid erhalten.
Umweltfreundlicher Treibstoff für Autos, sauberer chemischer Energiespeicher, nachhaltiger Rohstoff für die Industrie: Die Anwendungsmöglichkeiten für Wasserstoff sind vielfältig. Noch attraktiver wird das leichteste Element im Universum, weil es sich klimaneutral erzeugen lässt, beispielsweise mittels Elektrolyse beim Einsatz von Strom aus Erneuerbaren Energien. In Gesellschaft und Industrie ist der Einsatz von Wasserstoff aber noch längst nicht weit verbreitet. Das liegt unter anderem am Fehlen wirtschaftlicher und effizienter Technologien.
Mit dem Fraunhofer Hydrogen Lab Görlitz wird nun eine international
einzigartige Forschungsplattform aufgebaut, auf der entlang der gesamten
Wasserstoff-Wertschöpfungskette neuartige technische Ansätze entwickelt
und erprobt werden können – von der Wasserstofferzeugung über die
-speicherung bis hin zur -nutzung. Innovative Lösungen beispielsweise
für Brennstoffzellen sind weltweit gefragt. Diese können Strom liefern,
sowohl beim mobilen Einsatz in Fahrzeugen als auch stationär zur
Versorgung von Quartieren und Industriestandorten.
Als Partner haben sich dazu das Fraunhofer-Institut für
Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU und das Fraunhofer-Institut für
Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS zusammengeschlossen. Sie
bauen auf dem Innovationscampus Görlitz gemeinsam das HLG auf. Die
Bauarbeiten beginnen Endes des Jahres. Ende 2022 soll die
HLG-Forschungsplattform mit einer Elektrolyseleistung von ca. 10
Megawatt den Forschungsbetrieb aufnehmen.
Forschungsplattform mit Strahlkraft über die Region hinaus
»Wasserstoff ist der Energieträger der Zukunft! Deshalb ist die
Entwicklung nachhaltiger Wasserstofftechnologien ein Eckpfeiler der
neuen Energiepolitik. Wir unterstützen den Aufbau des HLG mit rund 30
Millionen Euro, da vom HLG nicht nur die Strukturentwicklung in der
Lausitz profitieren wird. Die Stadt Görlitz wird mit dem Aufbau des HLG
eine Blaupause für erfolgreichen Strukturwandel in ganz Deutschland
werden. Für Sachsens Unternehmen bietet sich durch die entstehenden
Lösungen die Chance, ganz neue Geschäftsfelder und Zukunftsmärkte zu
erschließen«, sagte Thomas Schmidt, sächsischer Staatsminister für
Regionalentwicklung, zur Übergabe des Förderbescheids. Zusätzlich wird
das Vorhaben mit ca. 11,6 Millionen Euro im Rahmen des
Strukturstärkungsgesetzes Kohleregionen (STARK) vom Bundesministerium
für Wirtschaft und Energie gefördert.
»Wir sind überzeugt, dass Wasserstofftechnologien ein zentraler
Baustein für die künftige Energiebranche, die Rohstoffversorgung der
Industrie und die Mobilität von morgen sein werden. Wir wollen mit
unseren Kompetenzen bezahlbare, sichere und umweltfreundliche Lösungen
entwickeln und gemeinsam Unternehmen in die Lage versetzen, damit neue
Märkte entlang der Wertschöpfungskette der beginnenden
Wasserstoffwirtschaft zu erschließen. Das ist ein nachhaltiger Beitrag
sowohl für den erfolgreichen Transformationsprozess und die Stärkung der
Wirtschaftskraft in der Region als auch für einen intelligenten
Klimaschutz«, sagt Dr.-Ing. Sylvia Schattauer, Leiterin des Bereichs
Wasserstofftechnologien am Fraunhofer IMWS.
»Die Lausitz ist und bleibt eine Energieregion. Sie ist heute noch
geprägt durch die Braunkohle. Wasserstoff ist nicht nur ein alternativer
Energieträger der Zukunft. Die Produktion von innovativen
Systemkomponenten bietet darüber hinaus ein großes Potenzial für neue
Wertschöpfung und hochwertige Arbeitsplätze in der Region. Den
Unternehmen der Lausitz bietet sich die einmalige Chance, sich an die
Spitze eines Technologiewandels zu setzen. Dafür bietet die Kooperation
mit dem Hydrogen Lab Görlitz beste Vorrausetzungen«, sagt Prof. Dr.-Ing.
Welf-Guntram Drossel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer
IWU.
Neue Produktionsverfahren sorgen für Wettbewerbsvorteile
Im Hydrogen Lab auf dem Innovationscampus Görlitz untersuchen ab 2023
bis zu 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei beispielsweise
die Stacks von Elektrolyseuren und Brennstoffzellen, in denen durch
eine Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff elektrische Energie
entsteht. Sie bewerten Technologiesysteme und untersuchen die
eingesetzten Werkstoffe bis auf die Ebene der Mikrostruktur, um ihre
Zuverlässigkeit und Lebensdauer zu verbessern oder neue Eigenschaften
und verbessertes Einsatzverhalten möglich zu machen. Auch
Leistungselektronik gehört zum Tätigkeitsspektrum des HLG, ebenso wie
Fragen der Digitalisierung und Zertifizierung. Ein Schwerpunkt ist die
Weiterentwicklung von Fertigungstechnologien für Elektrolyseure in
Richtung Großserie und Massenfertigung. Die Forschungsergebnisse bilden
die Grundlage für neue oder verbesserte Produkte, Prozesse und
Geschäftsmodelle, auf die Unternehmen zurückgreifen können, um sich
frühzeitig eine gute Wettbewerbsposition in der entstehenden deutschen
und globalen Wasserstoffwirtschaft zu sichern.
Um den Bedarf der Industrie von Anfang an im Blick zu haben, kooperieren die beiden Fraunhofer-Institute bei der Entwicklung der Plattform eng mit Siemens Energy. »Die Kooperation von Forschungseinrichtungen und Industrie ist ein entscheidender Schlüssel für die Gestaltung des künftigen Energiemarktes, in dem wir neue und nachhaltige Technologien zur Anwendung bringen müssen. Der Innovationscampus Görlitz erschließt hierzu Perspektiven und ist zugleich ein wichtiges und zentrales Element des Transformationsprozesses des Fertigungsstandortes Görlitz. Ich bin sicher, dass wir mit der Kooperation mit Fraunhofer IWU und Fraunhofer IMWS den richtigen Weg beschreiten«, sagt Sven Werner, Standortleiter von Siemens Energy Görlitz.
-> Zur News des Fraunhofer IWU.
Bild ©Fraunhofer IMWS: Am Elektrolyseteststand wird beispielsweise ermittelt, wie sich neue Materialien in Elektrolyseuren auf deren Lebensdauer und Wirkungsgrad auswirken.